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  • AutorenbildChristina Lerner

Hitzeschlag und Dehydrierung beim Pferd

Aktualisiert: 12. Dez. 2019

Tierheilpraxis Lerner - Tiernaturheilkunde & Tierphysiotherapie
Hitzeschlag und Dehydrierung beim Pferd

In meinem letzten Artikel hab ich Ihnen bereits erzählt, wie schnell unsere geliebten Vierbeiner einen Sonnenbrand bekommen – deshalb ist es so wichtig ein schattiges Plätzchen auf der Weide bereitzustellen oder den schnellen Zugang zum Unterstand zu gewährleisten. Leider sind Pferde auch deutlich anfälliger für eine Überhitzung – und das sogar 10x mehr wie wir Menschen.


Woran liegt das?

Muskeln produzieren bei deren Tätigkeit Wärme und da Pferde aufgrund ihrer Größe mehr aktive Muskeln haben, produzieren sie bei Belastung und Anstrengung auch deutlich mehr Wärme als wir Menschen. Zur aktiven Muskeltätigkeit kommt zusätzlich auch noch das Fell, als, wärmender Faktor. Kein Wunder, dass bei 30 Grad Außentemperatur die Körpertemperatur unseres Pferdes rasant ansteigt und eine Überhitzung und dann auch Dehydrierung drohen kann. Die normale Körpertemperatur beim Pferd liegt zwischen 37,5 und 38,2 Grad – steigt die Temperatur über die 38,2 Grad spricht man bereits von Hyperthermie, also eine „Überwärmung“ des Pferdekörpers. Bei intensivem Training kann die Temperatur schnell über 40 Grad steigen, was für die Muskeln eine Temperatur von 43 Grad bedeutet. Eine Temperatur, die nicht sehr Proteinfreundlich ist (Proteine sind Bestandteil der Muskeln).


Was heißt das also?

Steigt die Temperatur in den Muskeln über einen kritischen Wert, beginnt die Zersetzung des muskulären Eiweißes, mit unschönen die Folgen – der Blutdruck sackt ab, es kann zu Koliken und sogar zum Nierenversagen kommen. Natürlich besitzt der Pferdekörper, wie auch der menschliche Körper, einen natürlichen Schutz gegen die Hitze – er schwitzt. Je nach Belastung und Umgebungstemperatur kann ein Pferd zwischen 15 – 20 Liter (kühle, trockene Luft) und 40 Liter (heiße, feuchte Luft) pro Stunde Schweiß produzieren und so den Körper kühlen. Allerdings funktioniert das an schwülen Tagen nicht sehr gut, an denen die Luft selbst schon am dampfen ist. Die Umgebungsluft kann nicht noch mehr Feuchtigkeit aufnehmen und demnach auch nicht den verdampfenden Schweiß von der Pferdehaut. Auf die sehnliche Abkühlung können unsere Vierbeiner dann vergeblich warten. Zudem können Pferde laut Prof. Lindinger von der University of Guelph (Kanada) gerade einmal 25 – 30% ihres Schweißes auch wirklich zur Körperkühlung nutzen.

Okay das Thema mit der Überhitzung hätte wir soweit geklärt. Leider folgt einer Überhitzung meist auf dem Fuße – die Dehydrierung. Dank einer übermäßigen Schweißproduktion verliert der Pferdekörper auch viele, wichtige Elektrolyte. An dieser Stelle sollte ich nochmal genauer auf den Wasser-Elektolyt-Haushalt unserer Säugetier-Körper eingehen – der nämlich die Wasseraufnahme- und -abgabe sowie die Regulation der Elektrolyt-Konzentration steuert.


Was sind Elektrolyte? Das sind geladene Teilchen, die in unserem Körper und dem unserer Pferde vorkommen und zwar in den Zellen, außerhalb von Zellen, im Gewebe und innerhalb der Blutbahn –  und das in unterschiedlicher Konzentration. Sie sind demnach für die Wasserverteilung im Körper UND die Zellfunktionen wichtig. Da der Salz-/Elektrolyt-Gehalt bei unseren Vierbeinern 4x höher ist als bei uns, kann man sich vorstellen was ein Verlust durch übermäßiges Schwitzen im Pferdekörper anrichten kann, wenn er nicht wieder ausgeglichen wird. Demnach reicht es nicht, wenn man seinem Pferd nach übermäßiger Belastung bei Sommertemperaturen einen Trog Wasser hinstellt, sondern eben auch die Möglichkeit gibt die verlorenen Salze wieder aufzunehmen – sei es über Mineral-/Salzlecksteine oder Elektrolyt-Präparate, z.B. EQUIPUR-vitalyt oder ELEKTROLYT-FLÜSSIG von Masterhorse.


Wie erkenne ich eine Überhitzung und Dehydrierung bei meinem Pferd?

Je nach Grad der Überhitzung zeigen die Pferde unterschiedliche Symptome:

  • anfangs eine übersteigerte Schweißproduktion

  • dann ein kompletter Ausfall der Schweißproduktion

  • Flache Atmung, aber mit gesteigerte Atemfrequenz (die normale Atemfrequenz in Ruhe beträgt 8-16 Züge pro Minute)

  • Mattigkeit, Müdigkeit

  • Taumeln

  • ein unnatürlicher Anstieg der Körpertemperatur auf über 40 Grad (normal wären 37,5 – 38,2)

  • bei fortgeschrittener Überhitzung kommt es zum Kreislaufschock

Welche Maßnahmen müssen ergriffen werden?

Bringen Sie Ihr Pferd sofort an einen kühlen und v.a. schattigen Platz, stellen Sie ihm genügend Wasser zur Verfügung und beginnen Sie mit dem „cool-down“. Spritzen Sie das Pferd mit kühlem Wasser ab, danach wird das Wasser mit dem Schweißmesser vom Pferd abgestrichen. Das wiederholen Sie mindestens die nächsten 10 Minuten, bis die Körpertemperatur Ihres Pferdes spürbar gesunken ist. Das Wasser muss immer wieder abgestrichen werden, um die Körperwärme mit „abzutragen“. Sobald das Wasser auf dem Pferdekörper ist, wärmt es sich in Sekundenschnelle auf – bleibt es dann wieder länger auf dem Pferd, hat das keinen Kühlungseffekt. Verbessert sich das Allgemeinbefinden Ihres Pferdes nicht deutlich, besteht bereits eine fortgeschrittenen Überhitzung und Dehydrierung! Bitte rufen Sie in diesem Fall sofort den Tierarzt.


Wie kann man eine Überhitzung und Dehydrierung vermeiden?

Tierheilpraxis Lerner - Tiernaturheilkunde & Tierphysiotherapie
Hitzeschlag und Dehydrierung beim Pferd

Wie schon zu anfangs und beimThema Sonnenbrand beschrieben, müssen die Pferden genügend Schattenplätze zur Verfügung stehen. Reiten sollten Sie an heißen Tagen unbedingt in den frühen Morgen- oder späten Abendstunde – besser noch sollten die Pferde gar nicht belasten werden. Hier bietet sich eine kleiner Spaziergang im kühlen Wald oder zum nächsten Teich oder Badesee an – Sie können sich gerne in meinem Beitrag „Badespaß mit Hund und Pferd“ über ein paar Möglichkeiten informieren. Auf Turnieren werden auch zu den heißesten Tageszeiten Prüfungen abgehalten, daher ist es wichtig, das Aufwärmtraining kurz und v.a. im Schatten zu abhalten. Vor und nach der Prüfung sollte Ihr Pferd genügend trinken und, um den Elektolyt-Haushalt konstant zu halten, sollten Sie in der Turniersaison ausreichend Elektrolyte zufüttern.


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